Bäcker mit Laib und Seele
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Die Geschichte vom Müller, dem Bäcker und dem Teufel oder: wie das Edda-Brot zu seinem Namen kam

Einst gab es in Dithmarschen viele Mühlen, eine schöner als die andere, und natürlich machten sich die Müller so Konkurrenz. Darunter hatte auch Müller Jürgen zu leiden. Zwar war seine Mühle „Edda“, am Geestrand auf dem alten Kliff, dem Klev, gelegen, besonders prachtvoll und schon von Weitem sichtbar, aber er hatte dennoch schon lange nicht mehr genug zum Mahlen, um zu überleben.

So haderte er mit seinem Schicksal und wusste nicht ein noch aus, zumal auch seine Töchter bald verheiratet werden mussten. Und als er einmal während einer Vollmondnacht verzagt neben seinem Mühlstein saß, da erschien ihm plötzlich mit einem lauten Knall der Teufel höchstpersönlich. „Ich helfe dir aus deiner Not, Müller!“ „Du? Der Teufel?“, fragte Müller Jürgen entsetzt. „Ja, höre mein Angebot und entscheide selbst! Auch wenn Flaute im Land herrscht oder es stürmt und hagelt, an deiner Mühle wird immer der richtige Wind wehen und nie versiegen. Dein Mehl wird das Beste sein und jeder wird damit backen wollen! Du wirst nie wieder Not leiden.“

Das war natürlich ein verlockendes Angebot, so überlegte der Müller und fragte den Teufel: „Und was willst du dafür?“ „40 Jahre wird sich deine Mühle ununterbrochen und regelmäßig drehen und du wirst reich und berühmt. Danach gehört mir deine unsterbliche Seele. Schlag ein!“, sagte der Teufel und hielt ihm seine Hand hin. „Nun gut“, dachte sich der Müller, „40 Jahre sind eine Ewigkeit und bis dahin hat sicher auch der Teufel unsere Abmachung wieder vergessen“, und schlug ein. Der Teufel lachte laut auf, es zischte, der Müller schrie auf – und der Teufel war verschwunden. Zurückblieb ein schwarzes Mal in seiner Handfläche, das aussah wie ein Mühlstein.

Es kam, wie der Teufel versprochen hatte: Die Mühle drehte sich unermüdlich, auch wenn sonst im Lande keine Mühle lief oder die Mühlenflügel vom Sturm zerfetzt wurden. Die Edda-Mühle drehte und drehte sich und das Mehl war locker, leicht und golden und von einem nie gekannten Aroma. Jeder Bauer brachte sein Getreide nur noch zu Müller Jürgen und jeder Bäcker kaufte sein Mehl bei ihm. Schon bald zerfielen die anderen Mühlen, nur die Edda-Mühle glänzte auf dem Klev.
Die Jahre zogen ins Land, die Töchter waren längst verheiratet, und das Müller-Ehepaar hatte sich alle Wünsche erfüllt und außerdem noch wohltätig in ganz Dithmarschen gewirkt. Sie waren angesehene und geachtete Bürger.

Doch je mehr Jahre vergingen, desto missmutiger wurde Müller Jürgen. So sehr auch seine Frau in ihn drängte, er gab keine Antwort, sondern zog sich mehr und mehr zurück. So wurde er alt und gramvoll trotz seines Reichtums, als das 40. Jahr seines Paktes mit dem Teufel anbrach.
Und wieder war es eine Vollmondnacht, als der Teufel erschien. „Erbarmen!“, rief der Müller. Doch der Teufel lachte nur: „Du entkommst mir nicht!“ Da nutzte der Müller eine List: „Ich wette mit dir, dass diese Mühle morgen kein Mehl mahlen wird, obwohl sie unter deiner Macht steht!“ „Hah“, sagte der Teufel, „die Wette gilt! Morgen um die gleiche Zeit bin ich wieder hier.“
Schnell eilte nun Müller Jürgen zu seinem besten Kunden und Freund, dem Bäcker Karl, der bereits in der Backstube stand. „Du musst mir helfen, bitte!“ Notgedrungen erklärte er ihm seine Not und erzählte ihm von seinem Bund mit dem Teufel. Der Müller hatte folgenden Plan: Bäcker Karl sollte ihm einen großen Brotlaib backen, der die Form eines Mühlsteins hat. Den würden sie anstelle des echten Mühlsteins in die Mühle einsetzen. Und angetrieben von der Windkraft würde das Brot zerfallen. Gesagt, getan. Bäcker Karl backte einen riesigen Brotlaib, den sie gemeinsam auf dem Pferdewagen zur Mühle schafften.
Punkt Mitternacht erschien der Teufel und sprach: „Wohlan, dann lass sehen, ob die Mühle immer noch Getreide mahlt oder nicht!“ Der Müller löste den Riegel, der den Mühlstein feststellt, und er begann sich zu drehen. Doch anstatt die Körner zu Mehl zu mahlen, wurde der Mühlstein immer kleiner und kleiner, bis er sich schließlich ganz auflöste.
„Ich habe die Wette gewonnen!“, rief Müller Jürgen erfreut. Und mit einem Riesenknall ging der Teufel wutentbrannt in die Luft und riss mit einem Schwung die ganze Mühle um. Doch Müller Jürgen war am Leben. Mit Hilfe der Dithmarscher baute er die Mühle wieder auf, als Mahnmal, sich nicht mit den bösen Mächten einzulassen. Sein Gold schenkte er den Armen und Kranken, sodass auch heute noch mit Wohlwollen seiner gedacht wird. Bäcker Karl hingegen wurde mit seinem Brot, das aussieht wie ein Mühlstein, im ganzen Land berühmt. Es erhielt den Namen Edda-Brot, sodass die Geschichte vom Müller, dem Bäcker und dem Teufel nie in Vergessenheit gerät.

2 Kommentare zu “Die Geschichte vom Müller, dem Bäcker und dem Teufel oder: wie das Edda-Brot zu seinem Namen kam

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