Bäcker mit Laib und Seele
Aktuell, Kundeninformation, Märchen und Legenden, Warenkunde

Wie das Franzbrötchen nach Dithmarschen kam

Liebe Kalle-Bäcker-Freunde!
Ab heute starten wir eine neue Serie: Wir erzählen euch Märchen, Sagen und Legenden rund um Backwaren. Unter dem Motto „Tante Minna erzählt“! Das sind Geschichten für Groß und Klein! Jede Geschichte erscheint als quadratischer Flyer, nostalgisch gestaltet und ideal auch zum Vorlesen! Diese sind wie immer in allen unseren Filialen erhältlich!
Wir wünschen euch viel Spaß und wir freuen uns natürlich über Rückmeldungen.

Wie das Franzbrötchen nach Dithmarschen kam

Wie ihr sicher alle wisst, ranken sich um das Franzbrötchen viele Legenden. Im Norden Deutschlands sind sie vor allem zu Hause – von Hamburg bis zur dänischen Grenze – und jeder Bäcker hat seine eigenen geheimen Rezepturen.

Man kann sich lediglich in der Definition einig sein: Das Franzbrötchen ist ein Feingebäck aus einem Plunder- oder Hefeteig, das mit Zimt und Zucker gefüllt ist. Der Plunderteig wird dünn gerollt und mit einer Zucker-Zimt-Mischung, deren Zusammensetzung von Bäcker zu Bäcker variiert, bestreut. Dann wird der Teig wie eine Schnecke aufgerollt und in vier bis fünf Zentimeter große Stücke portioniert. Die typische Form erhält das Franzbrötchen durch Drücken mit einem Rundholz in der Mitte des Teiglings. Dadurch quillt das Innere seitlich etwas heraus. Beim Backvorgang karamellisiert der Zucker an der Oberfläche, was auch den typischen Geschmack eines Franzbrötchens ausmacht.

Wie das Franzbrötchen aber entstand oder wer es genau erfunden hat, darüber gibt es viele wundersame Geschichten. Denn niemand weiß es wirklich … kam das Franzbrötchen mit Napoleons Soldaten nach Hamburg? Oder erfand es ein Bäcker als Ausdruck der Freude, weil die Franzosen 1814 endlich aus Deutschland abzogen? Oder ist es gar ein Abkömmling des skandinavischen Plundergebäcks? Oder geht die Entstehung sogar auf Franziskanermönche im Mittelalter zurück? Oder war es ein Sonntagsbrötchen für den österreichischen Kaiser Franz?
Das wird wohl ein Geheimnis bleiben.

Franzbrötchen, Kalle-Bäcker

Wir wollen euch aber heute die Geschichte erzählen, wie das Franzbrötchen nach Dithmarschen kam:


Von 1806 bis 1814 herrschte in Norddeutschland die Franzosentid. Lübeck und Hamburg waren fest in Franzosenhand, dank der Kontinentalsperre war der Handel zum Erliegen gekommen. Nur ein kleiner Hafen an der Eidermündung konnte noch Waren anlanden: das Städtchen Tönning. Die Dithmarscher, plietsch, wie sie schon immer waren, nutzen dies geschickt aus. Als Bauernvolk hatte man genug Fuhrwerke, Pferde und Ochsen, und schon schaffte man Waren von Tönning nach Hamburg und zurück. Damit ließ es sich gut leben. Besser, als nur immerzu Kohl anzubauen. Und entlang der Wege gediehen Wirtschaften, denn die fleißigen Fuhrleute brauchten ja eine Stärkung für unterwegs.
An der plötzlich viel befahrenen Straße hatte auch Bäcker Karl seine Bäckerei. Er war schon ein bisschen alt geworden, das Backen ging ihm nicht mehr so flott von der Hand, hier plagte ihn ein Zipperlein und dort mangelte es ihm an neuen Ideen. Auch sein Geselle Franz war nicht wirklich eine große Hilfe für ihn; Flausen hatte der nur im Kopf und er träumte lieber auf dem Mehlsack liegend in den Tag hinein.

Eines Tages aber, als sie so unzufrieden in der Bäckerei arbeiteten und Bäckermeister Karl mal wieder mit Franz schimpfte, hörten sie von draußen ein Rumpeln, ein erschrockenes Wiehern, einen Schrei und dann die Geräusche eines Fuhrwerks, das wohl in rasendem Tempo vorbeifuhr. Als die beiden nach draußen gingen, um nachzuschauen, was da los sei, sahen sie nur noch eine Staubwolke. Bäcker Karl ächzte, hielt sich den Rücken und humpelte wieder in die Backstube, wo er an seinem süßen Plunderteig weiter knetete. Franz aber sah noch der Staubwolke nach und malte sich aus, wie es wohl wäre, auch mal in die Großstadt zu reisen. Als sich der Staub legte, sah er plötzlich zwei kleine Säcke am Wegrand liegen. „Die muss wohl der Wagen verloren haben“, dachte sich Franz und nahm die Säcke hoch. Sie rochen erstaunlich gut, wie Franz sogleich feststellte – würzig, exotisch, ein Hauch der großen weiten Welt. Vom guten Duft beseelt, eilte in die Backstube. „Schaut mal, Meister, was ich gefunden habe!“, rief er begeistert und leerte den Inhalt eines Sacks auf die Arbeitsplatte. Heraus fielen viele braune gerollte Rindenstücke. Meister Karl, dem als gestandenen Bäcker der Duft sofort in die Nase sprang, kam näher. Er nahm ein paar Stücke in die Hand, roch daran, begutachtete sie und dann ging ein Strahlen über sein mehlbestäubtes Gesicht: „Zimt! Frischer Zimt!“ Und sein Blick wanderte zwischen dem Plunderteig und dem Zimt hin und her. „Schnell, Franz“, rief er, „hol unsere Handmühle her!“ Und schneller, als man es dem Gesellen zugetraut hätte, hatte dieser die Mühle geholt und den Zimt fein zermahlen, während Meister Karl mühsam den letzten Sack mit Zucker aus der Ecke holte. „Was habt Ihr vor, Meister?“ Doch dieser antwortete nicht, sondern mischte Zimt mit Zucker. „Hier, probier mal“, sagte er und erlaubte Franz, seinen Finger in die Mischung zu tauchen. Als der seinen Finger ableckte, staunte er nicht schlecht, wie gut das schmeckte. Er schaute seinen Meister verschmitzt an: „Und das kommt nun in den Plunderteig?“ „Genau – wirst sehen, das gibt Brötchen, die hat noch kein Dithmarscher gegessen!“

Gesagt, getan. Der Teig wurde gefüllt, gerollt, portioniert und ab damit in den Ofen. Ein himmlischer Duft erfüllte die Backstube und drang hinaus ins Dithmarscher Marschland.

Zwei Wanderer kamen des Wegs und hielten an, weil sie dem Duft nicht widerstehen konnten. Sie wollten gerade anklopfen, als die Tür aufging und Geselle Franz mit einem Blech herauskam, das er zum Abkühlen rausstellen wollte. Denn eben waren die ersten Zimtbrötchen fertig geworden.

Den beiden Wanderer floss das Wasser im Munde zusammen: „Wie nennt Ihr dies Gebäck?“ Und Franz, der zwar faul, aber nicht mundfaul war, sagte: „Das, oh ihr Wandersleut, sind die berühmten Dithmarscher Franzbrötchen, kennt Ihr sie etwa nicht?“
Natürlich nicht, denn sie waren ja soeben erst von Meister Karl erfunden und von Geselle Franz getauft worden, aber das wollten die beiden Wandersleut nicht zugeben, sondern nickten stattdessen wissend.

Und weil den Wanderern die Brötchen so gut schmeckten, erzählten sie unterwegs jedem von dem Dithmarschern Franzbrötchen, und so sprach sich das schnell in ganz Dithmarschen herum und alle Fuhrleute, Wanderer und natürlich die Dithmarscher selbst wussten bald, dass es nur bei Bäcker Karl die Wegzehrung gab, die einen mit ihrem exotischen Duft von der großen weiten Welt träumen ließ.
Und so hatten Karl und Franz die Welt inmitten der Kriegszeit ein bisschen besser gemacht und die Bäckerei wieder zum Florieren gebracht. Denn wie heißt es schon in der alten Bäckerweisheit:

Wo es duftet, da kehr ein,

das wird ein tüchtiger Bäcker sein!“



Inhaltsstoffe: Teig (Weizenmehl[A] 550, Margarine, Wasser, Zucker, Hefe, Salz, Aromen), Füllung (Zucker, Butter[A], Zimt)

Allergikerhinweis: enthält Gluten (Weizenmehl), Laktose (Milch)

Wir freuen uns über Ihr Feedback!