Bäcker Kalle ging gerne seinem Handwerk nach. Er stand von Montag bis Samstag in den frühen Morgenstunden auf. Knetete seine Teige, formte daraus Gebäcke, gewährte Teigruhe und schob seine handwerklich hergestellten Meisterstücke auf Gare, so dass seine Gebäcke locker und bekömmlich werden. Wenn dann die Gebäckspezialitäten duftend aus dem Backofen kamen, war das fast schon Lohn genug für die harte tägliche Arbeit. Denn was gibt es schöneres, als wenn man das Ergebnis seiner Arbeit wahrlich frisch und lecker in den eigenen Händen halten kann.
Doch der Mensch lebt nicht von Arbeit allein und so ging Bäcker Kalle gerne am Sonntag auf Wanderung. Er wanderte im Besonderen gerne am Übergang von der Marsch zur Geest dem Kleve. Hier am Kleve trifft sandiger Geestboden auf saftigen Marschboden. Hier erhebt sich die Geest vor der ebenen Marsch, hier verbindet sich salzige Meeresluft mit ländlichem Waldduft und hier vermengt sich die Feuchte der Salzwiesen mit frischem Quellwasser von der Geest.
Das Wandern vorm Kleve ist wie das Wandern auf Meeresboden vor hügeliger Küste. Man kann noch erahnen, wie sich hier einst die Wellen brachen und Schluchten in Gestein und Sand der Klevelandschaft gruben. Und der blanke Hans klopfte hier einst bei Sturm direkt und ungestüm an und bedrängte Mensch und Tier mit der Gefahr von Mannestränken.
Bäcker Kalle wanderte besonders gerne um die Edda-Mühle von St.Michaelisdonn umher. Zum einem verband den Bäckermeister mit der Mühle seine berufliche Leidenschaft und zum anderen besagt eine Sage, dass in deren Umgebung einst der benannte Goldsud hervortrat, seit Jahren jedoch anscheinend versiegt sei. Das Wasser des Goldsuds soll gülden schimmern und von besonderer Reinheit sein. Das güldene Schimmern geht auf die Legende zurück, dass Dithmarscher in großer Kriegsnot einst ihr Gold in der Geest vor dem Zugriff von Feinden vergruben. Das Quellwasser durchfließt diesen Goldschatz und hierdurch Gold in sich trägt. Die Reinheit des Wassers erhält der Goldsud durch den langen und langsamen Weg durch feinen sandigen Naturboden der Geest.
Bäcker Kalle wanderte mehrere Sommer durch diese einzigartige Landschaft und wanderte auch an schönen Tagen im Herbst, Frühling und sogar im Winter. Kalle suchte nicht speziell nach dem Goldsud, hielt den Goldsud mehr für eine Legende denn für eine wahre Geschichte. Doch unbewusst schaute er.
Es vergingen die Jahre und Bäcker Kalle kannte den Kleve schon wie seine Westentasche und doch war er manchmal selbst erstaunt, dass er hier und da noch nicht vorbeigewandert war. Und so ging an einem Sonntag in der aufkommenden Frühlingszeit Bäcker Kalle den Weg am Fuße des Kleves in Richtung Edda-Mühle. Büsche und Bäumen trugen noch keine Blätter, es war still, sehr still an diesem Morgen. Er hörte ein ganz schwaches Plätschern. Das Plätschern von frischem Wasser. Er blieb stehen, verharrte selbst still. Schaute sich um, sah jedoch nichts. Und so folgte er seinem Gehör und ging dem Plätschern nach. Es war schwach zu hören, doch in absoluter Stille konnte man sich am Plätschern orientieren und dann sah er es. Hinter einem Findling, verborgen von Büschen, trat das Wasser heraus und der sandige Geestboden nahm es sofort gierig wieder auf. Die Sonnenstrahlen des späten Nachmittags ließen das Quellwasser gülden schimmern.
Bäcker Kalle nahm Wasser der Quelle auf und trank einen Schluck. Natürliche Reinheit durchströmte seine Kehle und belebte Körper und Geist.
Er befreite den Bereich, an dem Wasser austrat, von Geröll, Erde und Laub, dann floss es lebhaft heraus. Jetzt, wusste er, er hat den Goldsud wiederentdeckt.
Er füllte seine Trinkflasche mit dem belebenden Quellwasser und ging hoch zur EDDA-Mühle und klopfte beim Müller an. Der öffnete und Bäcker Kalle reichte ihm seine Trinkflasche und sagte: „Probier mal!“.
Der Müller trank und schmeckte auch die gleiche Reinheit des Quellwassers und die vitalisierende Wirkung auf Körper und Geist. Er antwortete: „Mensch Kalle, wo hast Du das her?“ Kalle: „Ich habe den Goldsud wiederentdeckt, er quellt nur wenige hundert Meter von Deiner Mühle heraus.“
In gemeinsamer Freude gingen sie schnellen Schrittes zum quellenden Goldsud. Es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen dem Müller und Bäcker Kalle. Der Müller hatte nun reinstes Quellwasser zur Stärkung von Körper und Geist, und Bäcker Kalle konnte reinstes Wasser für seine Backwaren gewinnen. Und so beschlossen sie, zur Stärkung und Ausdruck ihrer Freundschaft etwas Gemeinsames zu kreieren. Und so vermahlte der Müller gutes Korn und Bäcker Kalle backte daraus ein saftiges Mehrkornbrot, dass er mit goldenem Sesam bestreute. Und so entstand ein saftiges Brot mit güldener Kruste aus Sesam und frischem belebenden Wasser aus güldener Quelle.
© Mark Riemann
P.S.: Auch heute noch verwendet Kalle-Bäcker vitalisiertes Wasser nach dem Elisa-Quellwasser-System